Statistik
Statistik
"Das Thema an sich hat keinerlei Anteil an der Gestaltung des Kunstwerkes, denn diese setzt erst ein, wenn die thematische Vorlage durch die Phantasie erfasst wird. Die Tatsache, dass sie das Sujet erfasst und die Frage, wie sie es erfasst, führt uns in den Bereich der Kunst. Was sie erfasst, kann höchstens Aufschluss über die persönlichen Neigungen des Künstlers, seiner Auftraggeber oder seiner Zeitgenossen geben. Es ist deshalb vom Standpunkt kunstphilosophischer Betrachtung aus abwegig, die Werke nach den Themen, die sie behandeln, in verschiedene Kategorien einzuteilen, z.B. in Stillleben, christliche, mythologische oder erzählende Kunst, in Genre-, Historien- oder Landschaftsmalerei, in Portraits oder Darstellungen von Akten. Künstlerische Belange werden durch solche Einteilung überhaupt nicht berührt."
(Egon von Vietinghoff) |
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Sujet-Verteilung der Gemälde im Gesamtwerk Die Gesamtzahl der erfassten Gemälde beträgt 2750, Bilder mit allen Malmaterialien mit Ausnahme grafischer Werke (Zeichnungen und Radierungen), darunter auch mehrere nicht vollendete Bilder. Unberücksichtigt sind 100 Bilder der Jahre 1938 bis 1969, mit denen der Künstler nicht zufrieden war und die er 1969 selber vernichtete. In den ersten Jahren in Zürich, Paris und in Buenos Aires sind sicherlich viele unvollendete oder misslungene Leinwände von ihm verworfen worden. Somit ist bei der Statistik bis 1970 mit einer gewissen Unschärfe zu rechnen. Da weder Notizen noch Fotos zu diesen Arbeiten existieren, können sie nicht zum Werk gerechnet werden. Bei den 59% Stillleben entfallen 50% auf solche mit Früchten und 9% auf solche mit Gemüse, Pilzen, Speck, Schinken, Fischen und Meerestieren oder Spiegeleiern. |
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Sujet-Verteilung der Ölgemälde in den Phasen Früh I (bis 1931) Aus den Anfangsjahren des Schaffens ist kein einziges Blumenbild dokumentiert. Der auffallend hohe Anteil an Porträts und Modellen geht zu Lasten der Stillleben. Ein Grund dafür ist das Debüt mit Porträts und Folgeaufträge aus dem damaligen sozialen Umfeld Vietinghoffs. Ein weiterer ist das Ausdehnen der Erfahrungen aus dem konsequenten Zeichenstudium auf Akte und Modelle auf die Ölmalerei. Auch auf Capri scheint er viel gezeichnet zu haben. Vermutlich hat er auch in den Pariser Jahren noch mehr Bilder in freier Natur gemalt, sie jedoch eher als Übungsstücke angesehen und wieder vernichtet zu haben. Er scheint erst in Paris mit der Liste zu Ende gemalter Bilder begonnen zu haben und vergaß dabei sogar das Sujet eines seiner Bilder aus der ersten Zürcher Zeit. |
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Früh II (1932-1944) Mit 72 Porträts und Modellen steht zwar dieses Genre wieder an 1. Stelle, doch in Prozenten drastisch reduziert, denn die Blumen kommen zum 1. Mal gleich mit einem Anteil von 15% vor. Stillleben sind mit 25% wieder auf Platz 2. Auch die Landschaften nehmen breiteren Raum ein (17%), zuerst mit einer Serie aus Uruguay und dann aus der Schweiz, wegen der geschlossenen Grenzen im Krieg. Des jungen Künstlers Unternehmungsdrang suchte sich als Ausgleich zur Arbeit im Atelier Motive in der Umgebung und im Tessin, statt auf Reisen in der Ferne. Es war Vietinghoffs Zeit der maltechnischen Experimente und der Suche nach Ausdruck auf allen Feldern. Somit ist die Sujet-Verteilung nur in dieser Phase Früh II einigermaßen ausgewogen. |
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Mittel I (1945-1951) Nach der Dominanz von Porträts und Modellen machen in dieser Phase die Blumengemälde den Hauptanteil aus, teils aufgrund von Erfolgen mit Blumenbildern in Ausstellungen. Denn sie weckten sowohl die eigene Kreativität als auch die Nachfrage von Käufern. Obwohl er von seiner zweiten und dritten Frau sehr viele Porträts fertigte, verlagert sich sein Interesse hin zu den figürlichen Darstellungen aus seiner Phantasie. Der Anteil der Stillleben bleibt konstant, derjenige von Landschaften halbiert sich. |
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Mittel II (1952-1969) Bei einer Anzahl von 680 Stillleben ergibt sich in dieser Phase mehr als eine Verdoppelung von 23% auf 59%; sie rangieren von nun an bis zum Schaffensende auf Platz 1. Das hat nicht zuletzt mit der Verkaufsaktivität eines seiner Händler zu tun. Es geht auf Kosten der Blumenbilder und vor allem der Porträts, auch deshalb weil er diese zunehmend als Rötelzeichnungen ausführt, die hier nicht gezählt werden. Der Anteil der figürlichen Werke bleibt einigermaßen konstant, derjenige der Landschaften halbiert sich noch einmal auf 4%, es sind die letzten im Oeuvre. Vietinghoff wird sesshaft, sein Privatleben stabilisiert sich und er konzentriert sich auf die Arbeit im Atelier. Ab Mitte der 50er-Jahre beherrscht er seine Technik, wodurch sowohl die handwerklichen Vorbereitungen als auch der künstlerische Prozess zügiger von der Hand gehen. |
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Spät I (1970-1982) Die Jahre der Phasen Mittel II und Spät I sind die produktivsten, nicht nur wegen des langen Zeitabschnitts, den sie umfassen. Nochmals sind die Proportionen deutlich zu Gunsten der Stillleben verschoben (von 59% auf 74%). Auch wenn es nicht Vietinghoffs Selbsteinschätzung entspricht, so wird er vor allem als Stillleben-Maler gesehen. Der Anteil an Blumenbildern bleibt gleich, derjenige mit figürlichen Motiven schrumpft beträchtlich. Sich den Strapazen der Landschaftsmalerei auszusetzen, hat er aufgegeben, und er malt nur noch 1 einziges Porträt. |
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Spät II (1983-1989) Das Alter fordert allmählich einen Tribut, denn die physischen Kräfte lassen in den letzten Jahren oft nur noch das Malen von Kleinformaten zu. So bieten sich Stillleben mit oft nur ein oder zwei Früchten besser an als vielfigurige Szenen oder üppige Blumenarragements. In knapp 7 Jahren entstehen somit – trotz zweier Herzkrisen – 207 Stillleben: eine erstaunliche Fülle von oft kleinen und reifsten Spätwerken; der Anteil an Stillleben wächst auf 83%. Derjenige der Blumenbilder reduziert sich deutlich, die Gemälde mit figürlichen Motiven nehmen noch weniger Raum ein, der Maler fertigt noch ein letztes Porträt. |
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Der Gesamtverlauf aller 6 Phasen zeigt, dass nicht immer die Lust des Künstler für die Motivwahl verantwortlich ist. Vietinghoff ging es ja nicht um Abbildungen, sondern um die Art und Weise der Ausführung, wobei ihm das Sujet als solches oft gleichgültig war. Trotzdem machte er sich lieber an eines seiner Phantsieporträts als an das Bildnis eines Verstorbenen nach einer Fotovorlage. So ging es ihm auch mit gelegentlich zu eindeutigen Vorstellungen eines bestellenden Kunden für ein größeres Stillleben, denn er bevorzugte die eigene Auswahl und die freie Gestaltung.
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Motive der Stillleben Die häufigsten Früchte: 1) Äpfel 2) Kirschen/Weichseln 3) Walnüsse (oft jedoch nur als Zutat zu anderen Früchten) 4) Orangen/Mandarinen 5) Trauben 6) Erdbeeren 7) Birnen 8a) Pfirische 8b) Zitronen 9) Johannisbeeren (jeweils einzeln oder auch kombiniert). |
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Themen der figürlichen Gemälde |
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Landschaften |
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Phase Früh I 1917-1931 // Phase Früh II 1932-1944 // Phase Mittel I 1945-1951 // Phase Mittel II 1952-1969 |
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Verteilung des Gesamtwerks auf Phasen Phase 1 = 1917-1931 Phase 2 = 1932-1944 Phase 3 = 1945-1951 Phase 4 = 1952-1969 Phase 5 = 1970-1982 Phase 6 = 1983-1989 |
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Verteilung des Gesamtwerks auf Jahrzehnte |
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