Aufbruch zu zweit
Aufbruch zu zweit (1933 - 1937)
1933 macht er sich mit Frau und Tochter nach Mallorca auf, zuerst alleine, Frau und Tochter folgen ein paar Monate später. Nach einem knappen Jahr wandern sie nach Südamerika aus. In Argentinien (Buenos Aires) arbeitet er einige Monate in einer Metallfabrik seiner Schwager, um sich finanziell über Wasser zu halten.
Persönliche Probleme sowie Misserfolge beim Malen und den handwerklichen Vorbereitungen charakterisieren diesen Abschnitt seines Lebens. Vietinghoffs Arbeit stagniert wieder. Er widmet sich intensiver dem Zeichnen mit der Feder und dem Radieren. |
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Doch die Ortswechsel können über die Schwierigkeiten des Zusammenlebens nicht hinweghelfen. Beide Ehepartner sind ausgeprägte Charaktere und in wohlhabenden Familien aufgewachsen, doch ihr Lebensstil ist mit dem Verdienst durch seine Kunst nicht aufrechtzuerhalten. Er kann ihre finanziellen Bedürfnisse nicht erfüllen und findet keinen gemeinsamen Weg aus den periodischen Ehekrisen. Sie absorbieren, erschöpfen seine Kräfte und halten ihn von seinem inneren künstlerischen Auftrag ab; dementsprechend ist er mit seiner Malerei unzufrieden. Schließlich haust er – von seiner Familie getrennt – in einer einsamen Blockhütte in Uruguay, an der Küste des Rio de la Plata in Las Toscas (Atlantida).
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Auch diese Zeit bereichert seine Anekdotensammlung, die er später mit bewegter Mimik, schalkhaften Augen und beinahe südländischer Gestik vortragen wird: Der Riss des Segels auf dem Rio de la Plata; die Geschichte von der Frau des Fischers, die ihren Mann nach der Anzahl und den Namen der gemeinsamen Kinder fragen musste (oder war dies eine Anekdote von Capri?); die selbst erdachte derbe Gymnastik nach dem Autounfall mit gebrochenen Schultern und Rippen; die Ursache seiner Glatze und die Halluzinationen infolge übermäßigen Mategenusses; die abendliche Verdunkelung der Fenster seiner Blockhütte durch unzählige Taranteln und ganz zu schweigen von der unfreiwilligen Zähmung des schwarzen Panthers seiner ahnungslosen Nachbarn am Rande des Urwalds ...
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