Wer ist Egon ?
Aufbruch allein

 

Kindheit

Kindheit (1903 - 1919)

Javastraat 28, Den Haag  Mauritshuis, Den Haag Den Haag am 6. Februar 1903 um 23h17:
Egon Arnold Alexis von Vietinghoff wird geboren, in der Javastraat 28,
dem Haus seiner Großmutter.



Der Geburtsort ist von symbolischer Bedeutung.

Als königliche Residenz ist sie die Hauptstadt der Niederlande mit kultureller Tradition, als Sitz internationaler Organisationen steht sie für Liberalität und Weltoffenheit.
 

Scheveningen, Strand Scheveningen, der nahegelegene und berühmteste Badeort des Landes, ist Treffpunkt der High Society, in die Egon hineingeboren wurde. In der Luftlinie nur 1 guten Kilometer vom Geburtshaus entfernt steht das Kunstkabinett Mauritshuis mit einer außergewöhnlichen Sammlung bester Werke vorwiegend niederländischer und auch deutscher Meister. Sie gehören später zu seinen Vorbildern und Objekten seiner Studien: Vermeer, Hals, Rembrandt, Rubens, van Goyen, Bruegel, van der Weyden, van Dyck, Holbein.
 

Paris, 17. Arrondissement Die ersten Jahre wächst Egon mit seinem jüngeren Bruder Alexis in Paris auf, wo die Eltern wenige Jahre zuvor im 17. Bezirk eine Wohnung in einem Neubau bezogen hatten. Das Musisch-Künstlerische ist ihm in die Wiege gelegt: sein deutsch-baltischer Vater Conrad ist ein begnadeter Pianist und seine belgisch-holländische Mutter Jeanne eine philosophische Schriftstellerin. Sie führen ein für viele Künstler offenes Haus und pflegen Freundschaften mit Prominenten ihrer Zeit, z.B. den Literatur-Nobelpreisträgern Romain Rolland und Maurice Maeterlinck, dem Schriftsteller Guy de Pourtalès sowie den Musikern Carl Schuricht und Pablo Casals, mit dem Conrad v.Vietinghoff musiziert und über 50 Jahre gelegentlich korrespondiert.
 

Wiesbaden, Kurpark Wiesbaden, Kurhaus Sie ziehen 1907 nach Deutschland um, in eine Villa mit eigenem Park im grünen Herzen von Wiesbaden, einer mondänen und sehr beliebten Stadt, die einen besonderen Aufschwung erlebte.


Sie sind oft unterwegs: im Baltikum, in Deutschland, Frankreich, Holland, Belgien, Italien und in der Schweiz. Da die Vietinghoffs russische Staatsangehörige sind, wird jeder Grenzübertritt zum bürokratischen Akt. Sie brauchen ein Visum für jede Einreise, Durchreise und Rückreise: bei allen Urlaubsfahrten, Besuchen von Freunden und der weitverzweigten Verwandtschaft.
 

 Genf, 1928 Im November 1913 siedeln sie in die Schweiz um und lassen sich in Genf nieder – wegen des internationalen Flairs, der sich abzeichnenden Konflikte in Europa und gesundheitlicher Aspekte, denn Egon soll bei Aufenthalten in der Bergluft der weiteren Umgebung schneller von einer tuberkulösen Krankheit genesen.

Hier erleben Sie den Ausbruch des Ersten Weltkriegs (während einer Reise nach Holland erreicht Vater Conrad den letzten Zug in die Schweiz zu Frau und Kindern).
 

Zuoz, Lyceum alpinum im Winter  Lyceum Alpinum Zuoz (Sommer) Bisher nur von Hauslehrern und Gouvernanten unterrichtet, besucht Egon 1916 seine erste Schule, das bekannte Internat "Lyceum Alpinum" in Zuoz in den Schweizer Bergen (Kt. Graubünden).

Nachdem die Eltern nach Zürich wechselten, geht er ab 1917 dort aufs Gymnasium. Schon als Jugendlicher macht Vietinghoff seine ersten Malversuche. Zu welchen Ergebnissen sie führten, wissen wir nicht. Dass ihm ein Lehrer zwei Bilder abkauft, ermuntert ihn. Der immer drängendere Wunsch, sich künstlerisch zu betätigen, hält ihn nicht mehr: noch vor dem Abschluss verlässt Egon mit 16 Jahren die Schule und beginnt die Künstlerlaufbahn mit der inneren Gewissheit seiner Bestimmung.
 

Egon Egon "Da meine Erlebnisfähigkeit schon immer visuell ausgerichtet war, mir eine verbale oder praktische Begabung aber fehlten, lag es nahe, meinen angestauten Schaffensdrang an den bildenden Künsten, der Plastik und der Malerei zu erproben."

"Die Frage, wie ich dazu kam, Maler zu werden, kann nur in Verbindung mit meiner Erlebnisfähigkeit beantwortet werden, denn künstlerisches Schaffen ist nichts anderes als eine Ausdrucksform des Lebenstriebes, der sich einen Weg über kreative Betätigung sucht."
(Egon v.Vietinghoff)
 

Egon von Vietinghoff Egon von Vietinghoff Er hospitiert kurze Zeit in einem Bildhaueratelier, um festzustellen, dass ihm Pinsel und Farbe näher liegen. Neben den üblichen Übungen mit Flaschen, Krügen und Äpfeln bekommt er bald Porträtaufträge und kann einige seiner Erstlinge ausstellen.

Bereits mit 18 Jahren zeigt er erste Bilder in einer Sammelausstellung im Kunsthaus Zürich und drei Jahre später in Galerien im Tessin sowie in Düsseldorf. Wie er dies trotz seiner Jugend, ungeschult und ohne die erst viel später erarbeitete Maltechnik zustande brachte, ist nicht bekannt – ob über die gehobenen gesellschaftlichen Beziehungen seiner Eltern oder aufgrund ansprechender Leistungen und eigener Initiative – sicherlich auch wegen seiner persönlichen Intensität, Ernsthaftigkeit und Ausstrahlung.
 

Zürich (1910) Blick auf Zürich und See Viel später, als er ein Mehrfaches an Können vorzuweisen vermochte, standen ihm nämlich die Türen der Galerien bei weitem nicht mehr so offen. Ein bekannter Zürcher Galerist gestand es ihm einmal ganz ehrlich:

"Ihre Bilder sind zwar ausgezeichnet, aber ich kann es mir einfach nicht leisten, ihre Gemälde auszustellen und mir deshalb von der Presse auf den Bauch spucken zu lassen; damit würde ich mein Renommee als internationaler Galerist der Moderne aufs Spiel setzen."
 

Egon von Vietinghoff Egon von Vietinghoff:

"Mein Wunsch in diesen Künsten Großes zu leisten, kannte anfangs keine Grenze: ich modellierte in Ton lebensgroße Gruppen, die ich in Gips gießen ließ, und entwarf Bildungetüme, die in den vorhandenen Räumen kaum unterzubringen waren.

Doch bald musste ich einsehen, dass meine plastischen und malerischen Kenntnisse nicht ausreichten, meine Vorstellungen an solchen Objekten zu erproben, und erkannte, dass es mir vor allem an zeichnerischem Können gebrach, das für beide Kunstgattungen die Grundlage abgibt.

Ich verlegte mich nun mit Feuereifer auf das Zeichnen nach Natur, arbeitete wochenlang verbissen an den Krümmungen eines Olivenbaumstammes, verkrampfte mich in die genaue Wiedergabe der Konturen einer Blumenvase und verlor dadurch die gelockerte Aufnahmefähigkeit und die Distanz zum Objekt, welche für jede künstlerische Betätigung unabdingbar ist."
 
     

 

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