Kindheit
Kindheit (1903 - 1919) ![]() ![]() Egon Arnold Alexis von Vietinghoff wird geboren, in der Javastraat 28, dem Haus seiner Großmutter. Der Geburtsort ist von symbolischer Bedeutung. Als königliche Residenz ist sie die Hauptstadt der Niederlande mit kultureller Tradition, als Sitz internationaler Organisationen steht sie für Liberalität und Weltoffenheit. |
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![]() ![]() Sie sind oft unterwegs: im Baltikum, in Deutschland, Frankreich, Holland, Belgien, Italien und in der Schweiz. Da die Vietinghoffs russische Staatsangehörige sind, wird jeder Grenzübertritt zum bürokratischen Akt. Sie brauchen ein Visum für jede Einreise, Durchreise und Rückreise: bei allen Urlaubsfahrten, Besuchen von Freunden und der weitverzweigten Verwandtschaft. |
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![]() Hier erleben Sie den Ausbruch des Ersten Weltkriegs (während einer Reise nach Holland erreicht Vater Conrad den letzten Zug in die Schweiz zu Frau und Kindern). |
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![]() ![]() Nachdem die Eltern nach Zürich wechselten, geht er ab 1917 dort aufs Gymnasium. Schon als Jugendlicher macht Vietinghoff seine ersten Malversuche. Zu welchen Ergebnissen sie führten, wissen wir nicht. Dass ihm ein Lehrer zwei Bilder abkauft, ermuntert ihn. Der immer drängendere Wunsch, sich künstlerisch zu betätigen, hält ihn nicht mehr: noch vor dem Abschluss verlässt Egon mit 16 Jahren die Schule und beginnt die Künstlerlaufbahn mit der inneren Gewissheit seiner Bestimmung. |
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![]() ![]() "Die Frage, wie ich dazu kam, Maler zu werden, kann nur in Verbindung mit meiner Erlebnisfähigkeit beantwortet werden, denn künstlerisches Schaffen ist nichts anderes als eine Ausdrucksform des Lebenstriebes, der sich einen Weg über kreative Betätigung sucht." (Egon v.Vietinghoff) |
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![]() ![]() Bereits mit 18 Jahren zeigt er erste Bilder in einer Sammelausstellung im Kunsthaus Zürich und drei Jahre später in Galerien im Tessin sowie in Düsseldorf. Wie er dies trotz seiner Jugend, ungeschult und ohne die erst viel später erarbeitete Maltechnik zustande brachte, ist nicht bekannt – ob über die gehobenen gesellschaftlichen Beziehungen seiner Eltern oder aufgrund ansprechender Leistungen und eigener Initiative – sicherlich auch wegen seiner persönlichen Intensität, Ernsthaftigkeit und Ausstrahlung. |
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![]() ![]() "Ihre Bilder sind zwar ausgezeichnet, aber ich kann es mir einfach nicht leisten, ihre Gemälde auszustellen und mir deshalb von der Presse auf den Bauch spucken zu lassen; damit würde ich mein Renommee als internationaler Galerist der Moderne aufs Spiel setzen." |
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![]() "Mein Wunsch in diesen Künsten Großes zu leisten, kannte anfangs keine Grenze: ich modellierte in Ton lebensgroße Gruppen, die ich in Gips gießen ließ, und entwarf Bildungetüme, die in den vorhandenen Räumen kaum unterzubringen waren. Doch bald musste ich einsehen, dass meine plastischen und malerischen Kenntnisse nicht ausreichten, meine Vorstellungen an solchen Objekten zu erproben, und erkannte, dass es mir vor allem an zeichnerischem Können gebrach, das für beide Kunstgattungen die Grundlage abgibt. Ich verlegte mich nun mit Feuereifer auf das Zeichnen nach Natur, arbeitete wochenlang verbissen an den Krümmungen eines Olivenbaumstammes, verkrampfte mich in die genaue Wiedergabe der Konturen einer Blumenvase und verlor dadurch die gelockerte Aufnahmefähigkeit und die Distanz zum Objekt, welche für jede künstlerische Betätigung unabdingbar ist." |
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