Wer ist Egon ?
Kunstmaler
Fachbuchautor |
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Philosoph
der Malerei Gründer einer Stiftung |
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Vorwort
Der erste Sohn sehr ungewöhnlicher Eltern, eines Musiker und einer Schriftstellerin, fand schon früh seine Berufung in der Malerei und widmete sich ihr äußerst konzentriert über 70 Jahre. Nachdem sich sein Vater in der 16. dokumentierten Generation der Familie aus deren gesellschaftlichen Zwängen weitgehend befreit hatte, folgte Egon in der nächsten Generation seinem Beispiel und ging auch in der Malerei konsequent einen eigenen, teils einsamen Weg, auf dem er mehrere Entdeckungen machte. Seine hohe, meditative Konzentration gehörte zu seiner Arbeitsweise. Einerseits informierte er sich lebhaft über das Weltgeschehen und las die Weltliteratur, andererseits musste er sich abschirmen, um sein enormes Werk in Ruhe ausführen zu können, was ihn teilweise isolierte. Ein wertekonservativer, philosophischer, aber sinnlich-vitaler Außenseiter mit blinden Flecken und Widersprüchen. Seine vierte Ehefrau nannte ihn einen "Monolith" mit einer energetischen Präsenz, die ein ganzes Zimmer ausfüllte. |
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Wer ist Egon ?
Ein holländischer Meister? Nein!
Ein europäischer Maler, der in 35(!) langen Jahren des Experimentierens die altholländisch-flämische Maltechnik rekonstruiert. Er entdeckt ihre einmaligen Gestaltungsmöglichkeiten als Voraussetzung für seine persönliche Ausdrucksweise und wendet sie in seinem Werk meisterhaft an. Egon von Vietinghoff hinterlässt ein immenses Werk von 2750 Gemälden und zwei Schriften: Das praxisbezogene Handbuch zur Technik der Malerei und das theoretisch-philosophische Manuskript Das Wesen der bildenden Kunst, in dem er Kunstbegtriffe klärt, die Methode Schule reinen Schauens und die Visionäre Malerei beschreibt. |
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Die Geburtsstadt Den Haag in den Niederlanden ist internationaler Schnittpunkt konservativer und liberaler Kräfte, der mondänen und der künstlerischen Welt. Vietinghoffs Geburtsjahr liegt genau zwischen den beiden Haager Friedenskonferenzen (1899 und 1907) im politischen, sozialen und kulturellen Umbruch vom 19. zum 20. Jahrhundert. Diese unterschiedlichen Energien stehen ihm Pate und bestimmen maßgeblich sein Leben.
Egons Kindheit ist geprägt von häufigen Ortswechseln und den Folgen des Ersten Weltkriegs, aber auch von der stark wirkenden künstlerischen Atmosphäre seines Elternhauses mit europäischer Prominenz als willkommene Besucher. Der Vater ist ein außergewöhnlicher Pianist, die Mutter eine philosophische Schriftstellerin mit beeindruckender Ausstrahlung. (s. die Kapitel Jeanne von Vietinghoff und Conrad von Vietinghoff) |
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Er fühlt sich zu Recht als Europäer:
Seine Vorfahren sind Deutsche, Belgier und Holländer. Er lebt in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und in der Schweiz und spricht die Sprachen dieser Länder fließend – nebst etwas Englisch und Flämisch. Mit 19 Jahren erhält er die Schweizer Nationalität, da er bei Geburt russischer Untertan und nach dem Kollaps des Zarenreichs quasi heimatlos ist. Und er heiratet vier Frauen aus vier europäischen Ländern! So kommuniziert er selbst mit seinen Eltern, Frauen, Kindern und Enkeln in vier verschiedenen Sprachen. (Die auf der Karte markierten Länder sind die mehr oder weniger schicksalhaften in Egons Leben: Lettland, Russland, Belgien, Niederlande, Deutschland, Schweiz, Österreich, Italien, Frankreich und Spanien. Zusätzlich: Argentinien und Uruguay. Pink: sein Ursprung väterlicherseits; rot seine fast lebenslange Staatsbürgerschaft und der Ort seines überwiegenden Schaffens.) |
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Seine wahre Heimat findet er jedoch schon früh in der Kunst. Egon von Vietinghoff ist Autodidakt.
Bei der eigenen Herstellung seiner Werkstoffe – hauptsächlich aus möglichst reinen Naturprodukten – ist er ein einmaliger handwerklicher Fachmann. In der unbeirrten Annäherung an die von ihm formulierte Visionäre Malerei ist er einsamer kreativer Künstler. Transzendente Erlebnisse und die innere Gewissheit einer unsichtbaren Welt, an der er Teil hat, sind Quelle und Stütze seiner Inspiration und seines unbestechlichen Kunsturteils. |
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Wie die meisten damaligen Maler sucht er Auswege aus der Kunstkrise der Zeit, in die er hineingeboren wurde. Mit später berühmt gewordenen Künstlerkollegen ist er sich einig über die Sackgassen des Naturalismus und Impressionismus einig. Er zieht jedoch gegenteilige Schlüsse und besinnt sich – statt in die Abstraktion zu gehen – auf die Bedeutung der vergessenen altmeisterlichen Maltechnik. In akribischen autodidaktischen Studien entdeckt er das verlorene Wissen mehrschichtiger Öl-Harz-Malerei wieder, ein spezifisch europäisches Kulturerbe. Indem er die Tradition neu belebt, erarbeitet er für sich selbst eine unverwechselbare Virtuosität und macht sich für die Nachwelt zum Zeugen ihres zeitlosen Werts.
Er stellt sich in den Dienst der Kontinuität europäischer Malkunst. |
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Und das im 20. Jahrhundert!
Jetzt wird Kunstgeschichte durch provokative Stilbrüche und durch Politisierung der Kunst geschrieben! Indem er sich davon distanziert und seinen eigenen meditativen Weg verfolgt, provoziert auch er und passt nicht ins Geschehen. So wird er vom Kunstmarkt und von der Kritik übersehen oder bewusst ignoriert. Dennoch gelingt es ihm, im Laufe seines Lebens mit seiner Familie ein finanziell unabhängiges Leben zu führen, wozu auch ein erheblicher Anteil von Direktverkäufen im Atelier beiträgt. |
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In keinem Museum repräsentiert, gründet er in hohem Alter eine Stiftung mit einer Sammlung eigener Gemälde. Aufgabe der Egon von Vietinghoff-Stiftung ist es, seine philosophische Sicht (die Visionäre Malerei), und seine Methode (die Schule reinen Schauens), das geistige Vermächtnis des Künstlers, bekannt und seine Werke einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
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Zeigt er sich in seinen jungen Jahren sportlich und tritt als Gastgeber ausgelassener Atelierfeste auf, so bleibt er in der zweiten Lebenshälfte sesshaft, lebt gesellschaftlich zurückgezogen und persönlich anspruchslos. Seine gesamte Energie richtet er jetzt auf seine künstlerische Berufung – er malt mit bewundernswerter Disziplin und Arbeitsintensität. Unbändige Schaffensfreude und Idealismus manifestieren sich in einem erfüllten Leben mit 70(!) künstlerisch aktiven Jahren des Ringens, Gestaltens und Offenbarens. Bis ins letzte Lebensjahr verschlingt er die Weltliteratur, bezieht zu politischen wie wirtschaftlichen Aktualitäten prononciert Stellung und schreibt humorvolle Gedichte.
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