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Philosophie -> Vorwort der Redaktion

Vorwort der Redaktion

Das ungedruckte Manuskript ist auf dieser Website erstmalig und ausschließlich publiziert. Es wurde mehrmals redigiert und wird fortlaufend mit Abbildungen versehen. Die Kapitel 1 und 2 sind in dieser Hinsicht fertig, trotzdem sind kleinere Änderungen jederzeit möglich.

Es ist zu beachten, dass der Autor keine wissenschaftliche Abhandlung schrieb, sondern seine Gedanken als Künstler wiedergibt, basierend auf Jahrzehnte langer Auseinandersetzung mit Kunstwerken anderer, kombiniert mit den inneren Erlebnissen während seines eigenen Schaffens. Er schloss das Manuskript im Jahr 1981.

© 1994 ff Alexander von Vietinghoff

Egon von Vietinghoff machte in seiner meditativen, die Sujets transzendierenden Malweise "visionäre Erlebnisse", wie er es nannte, die ihn im Sinne Immanuel Kants zum "Ding an sich" führten. Da er als Maler übers Auge und über Farben dorthin vorstieß, entstanden gegenständliche Bilder und keine abstrakten Konstruktionen. Die Gegenstände sind in meditativer Schau transformiert, jedoch nicht willentlich entstellt. Dieser Zugang zum Wesen der Dinge gab ihm die Gewissheit einer "jenseitigen" Dimension, die verstandesmäßig nicht erfassbar ist, da das Alltagsbewusstsein an die Kategorien von Raum und Zeit gebunden ist (vgl. Kant). Er fühlte sich mit dieser idealen Welt verbunden und war bestrebt, den Anteil der Objekte an jener Dimension in Farbe wiederzugeben. Er war selbstkritisch genug, um zu sehen, dass ihm dies nicht immer gelang.

Um an diese rein visuellen, von anderen Sinnesorganen oder vom Denken unbeeinflussten Erfahrungen zu gelangen, musste er – wie ein Anhänger des Zen – radikal alle Gedanken abschalten, alles angelernte Wissen über den Gegenstand vergessen und die akribische Oberflächenbeobachtung ausblenden. Dadaismus, Kubismus, Abstrakte Kunst, Collagen, Pop Art, kinetische Installationen oder politisch engagierte Kunst passten überhaupt nicht zu seinem Anliegen "reiner Malerei", die nur über die farblichen Phänomene der Gegenstände kontempliert und die "Gnade dieser Ein-sichten" hinter den Vorhang der äußeren Realität ausschließlich mit Pinsel und Farbe auf die Leinwand überträgt.

So schottete er sich für den Malprozess ab und wurde zu einer Art Medium. Im Privaten trieb diese unglaubliche Fähigkeit zu fokussieren gelegentlich seltsame Blüten, bewirkte den einen oder anderen blinden Flecken und förderte einen gewissen Verdrängungsmechanismus. Seine Abschirmung gegenüber dem Mainstream war nötig, um seine Maltechnik zu entwickeln und sein Oeuvre zu schaffen. Der Schatten dieses extremen Konzentrationsvermögens auf seinen Weg verführte ihn zu polarisierenden Urteilen. Die hier vorliegende Abhandlung zeugt von der Auseinandersetzung seiner inneren Überzeugung mit der Kunst oder "Kunst" anderer. Jedoch auch dieses mit wenig Interesse an deren Theorien und Erklärungen, sondern nur über die visuelle Betrachtung der Kunstprodukte von anderen, aus welcher Epoche auch immer: von der Steinzeit bis zur Moderne.