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Handwerkliches

Handwerkliche Vorbereitungen

Reibstein und Pigmente Noch in seinen Pariser Jahren erkennt Vietinghoff, dass er mit den in industriellen Schnellverfahren hergestellten Materialien seine inneren Bilder und seine Farbenwelt nicht zufriedenstellend wiedergeben kann. Seine "visionäre" Sehweise verlangt nach einer Maltechnik, die nur mit ausgesuchten, möglichst natürlichen und sorgfältig verarbeiteten Substanzen erreicht werden kann. Viele der fertigen Tubenölfarben sind bei seiner Technik nicht verwendbar, sie enthalten zu wenig Pigmente, sind gestreckt und überfettet, dunkeln nach oder werden stumpf. Für ihn ist Malen also auch Handwerk und die Vorbereitungen beanspruchen über die Hälfte seiner Zeit !
 

Vietinghoffs Werkzeuge Seine Werkstoffe stellt er aus möglichst reinen Pigmenten und natürlichen Bindemitteln selbst her. Sie sind die Grundlage der Natürlichkeit und der inneren Leuchtkraft seiner unverwechselbaren Gemälde.

Sein beschauliches Atelier verwandelt sich zeitweise in eine Werkstatt. Gebrauchte alte Tischdecken und Bettlaken werden ausgekocht, denn neues Leinen ist imprägniert, steif und knittert. Sie werden in passende Größen zerschnitten, gebügelt, auf Keilrahmen gespannt, geleimt und mit bis zu 7 Anstrichen grundiert. Falls er sie nicht spannt, klebt er sie auf Bretter, die er aus großen Spanplatten zurechtsägt.
 

Grundierung der Leinwand Die Herstellung des Malgrundes einschließlich der Trockenzeiten dauert jeweils etwa zwölf Tage.

Die Wartezeiten nutzt er, um mit einem schweren Stein – stundenlang stehend – die gekauften Pigmente auf einer Glasplatte zusammen mit den Bindemitteln zu homogenen Farben zu verreiben und diese in Tuben und Gläser abzufüllen.
 

Harze Auch die dazu erforderlichen Lösungs- und Bindemittel – Mixturen aus Ölen, Harzen, Wachs und Emulsionen – setzt er selber an. Die teilweise anstrengenden, handwerklichen Handgriffe bringen jedoch auch Abwechslung in seine sitzende Arbeitsweise und halten ihn körperlich lange fit.
 

Egon von Vietinghoff Indem er die einzelnen Vorgänge bei der Herstellung von Malgrund, Farbsubstanz und Firnis selbst ausführt, ist er schon in jeder Vorbereitungsphase eines Bildes im Geiste mit der Auswirkung der Werkstoffe auf den Gesamteindruck eines zukünftigen Gemäldes beschäftigt.

Er weiß, welches Mischungsverhältnis er bei dem einen Gelb benötigen wird, wenn er nächste Woche auf dem Markt Kirschen findet oder seine Frau Liane einen Blumenstrauß vom Spaziergang nach Hause bringen wird. Bei einem anderen Gelb muss er die Mixtur vielleicht anders komponieren, wenn er daran denkt, dass er im Winter – mangels frischer Blumen und einheimischer Früchte – wieder Zitronen oder auch mal ein Spiegelei malen wird.

Zur Tönung einer größeren Fläche braucht er eine andere Konsistenz als zum Setzen eines Lichtpunkts, für durchscheinende Farben eine andere als für undurchlässige und für einen teigigen Strich eine andere als für einen durchbrochenen trockenen.
 

Atelier Ostbühlstr. 17 Über Jahrzehnte dokumentiert er seine fortlaufenden Studien und Praxiserfahrungen und veröffentlicht zum Lebensende hin die Summe seines Wissens im Handbuch zur Technik der Malerei.

Die Dokumentation seiner lebenslangen Beobachtungen macht den vergessenen Erfahrungsschatz der Vergangenheit folgenden Malergenerationen wieder verfügbar.
 

Drei Pfirsiche auf dunklem Grund Dies ist ein Formen mit den reinen Mitteln der Malfarbe, ein Zusammenspiel von Farb-Material und Farb-Anwendung. Es werden keine anderen Hilfs- oder Ausdrucksmittel wie Relief, Collage, Fluchtpunkte einbezogen.



Egon von Vietinghoff praktiziert und formuliert reine Malerei, ohne sich Elemente anderer Kunstgattungen und Techniken auszuleihen (z.B. in Bilder gemalte Gedichte oder mobile, akustische Überraschungen und Video-Installationen).
 
     

 

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