Das Werk umfasst 2750 Ölgemälde sowie über 300 Zeichnungen mit Bleistift, Feder und Kreiden sowie Radierungen.

Radiernadel, Feder, Bleistift, Kreide, Pinsel – alle diese klassischen Medien setzt er ein.


Seinen stärksten Ausdruck findet er jedoch in der Öl-HarzMalerei.


Vietinghoff fertigt hervorragende Porträtzeichnungen mit Rötelkreide und arbeitet auch mit Tempera. Doch bald verwendet er diese nur noch für die Untermalung über der Grundierung, als Vorstufe des Bildes in Farbe – abgesehen von gelegentlichen Bildern im Camaïeu-Stil.

Egon v. Vietinghoffs immenses Werk umfasst klassische Sujets wie Blumen, Stillleben, Porträts, Landschaften, Akte sowie figürliche Szenen. Infolge der Nachfrage machen die Stillleben mit Früchten über die Hälfte des gesamten Schaffens aus.

Aus natürlicher Distanz betrachtet vermitteln die Bilder Ausgewogenheit in der Darstellung und eine in sich ruhende Geschlossenheit des Sujets. Ohne sich in Einzelheiten zu verlieren, führt Vietinghoff den Blick des Betrachters durch das Spektrum farblicher Nuancen und findet die Balance zwischen Intensität und behutsamer Stille.

Es entsteht der Eindruck von Einheit und von stimmigem Zusammenwirken von Gegenstand und Hintergrund, von Licht und Schatten, von Form und Farbe, von Details und Ganzem. Bei vielen Stillleben bildet ein dunkler Samt den Grund, auf dem sich – wie auf einer kleinen Bühne – die Objekte in natürlicher Frische und gesammelter Ruhe präsentieren.

Vietinghoff setzt sich technisch wie geistig intensiv mit den Werken der Alten Meister auseinander und lernt von ihnen. Dennoch imitiert oder zitiert er sie nicht, findet seine eigene malerische Handschrift. Seine Gemälde vermitteln Natürlichkeit und fallen auf durch faszinierende Plastizität, innere Leuchtkraft und virtuos gesetzte Glanzlichter – ohne aufdringliche Perspektiven.

Bereits als junger Künstler kann er seine Bilder im Kunsthaus Zürich, im Kunstmuseum in Winterthur sowie über mehrere Jahre in zwei Pariser Salons, dem "Salon d'Automne" und dem "Salon des Tuileries" in Sammelausstellungen zeigen. Die Dominanz der Abstrakten und der Surrealisten auf dem Kunstmarkt sowie der Zweite Weltkrieg verhindern jedoch die Fortsetzung dieser erfolgreichen Anfänge in der Öffentlichkeit. Egon von Vietinghoffs Abwesenheit während seines Südamerika-Aufenthalts trägt das ihre dazu bei.

Gelegentliche Ausstellungen in mehreren Schweizer Städten und in Süddeutschland sowie ein weiteres Mal in Paris und einmal in New York bringen ihm zwar persönliche, nicht aber die offizielle Anerkennung. Allen Anfechtungen zum Trotz vermag er nach und nach vom Erlös seiner Bilder zu leben: Er verkauft nicht nur durch Händler, sondern auch über die Schaufenster von Rahmengeschäften, Antiquitätenläden und einem Silberschmied. Zunehmend wird er unter privaten Kunstliebhabern weiterempfohlen und damit von Händlern unabhängiger.