Öl-Harz-Malerei
Mehrschichtige Öl-Harz-Malerei: ein europäisches Kulturerbe ![]() Diese ist die entscheidende Voraussetzung für künstlerisches Schaffen, denn ohne geistige Komponente entsteht bloß eine leere Abbildung der Sujets (s. im Kapitel Philosophie die Unterkapitel Naturalismus und Mystik. |
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![]() Mehrschichtige Maltechnik hat in Europa nicht grundlos eine lange Tradition, denn es lassen sich damit sehr differenzierte Wirkungen erzeugen. Viele Variationsmöglichkeiten der Grundversion ermöglichen außerdem sehr individuelles Arbeiten, sodass sie sich besonders gut an die persönlichen Vorlieben des einzelnen Künstlers anpassen l sst. |
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![]() ![]() Dabei werden 2 oder mehr Farben von einander getrennt übereinander gelegt. Im Gegensatz zur Nass-in-Nass-Malerei Alla-prima bleiben 2 Schichten getrennt, wenn die untere Farbe schon trocken ist oder die beiden von einander trennende Bindemittel enthalten. |
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![]() ![]() Die mehrschichtige Malerei baut die endgültige Wirkung der Farbe ganz allmählich auf, indem der Malprozess in Entwicklungsphasen aufgeteilt wird. Von den Lasuren, den flüssigen, sehr dünn aufgetragenen Farben, können 2 oder auch mehrere übereinander liegen, so dass das Zusammenwirken aller zu einem neuen Farbeindruck führt. die Farben können halbdeckend oder sehr durchscheinend (transluzent) übereinander gelegt sein. |
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![]() ![]() Beim Bildaufbau mit Mehrschicht-Malerei liegen dunkle und helle Farbschichten durchscheinend übereinander. Teilweise wechseln sie sich mehrmals ab, sodass sich auf der Leinwand dann mehrere Schichten befinden. Man kann z.B. mit einem eher dunklen Grund beginnen und später mit hellen Farben die Formen erwirken und darüber wieder mit dunkleren Strichen abschattieren. Oder umgekehrt lässt man auf hellem Grund dunkle Formen entstehen, um sie zur Differenzierung des Dargestellten mit überlagernden Lichtpartien stellenweise aufzuhellen. |
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![]() ![]() Je nach visueller Auffassung kann der Künstler diese oder jene Methode gezielt einsetzen. Fast jeder Altmeister passte sie dem Charakter seiner ihm eigenen Vision bzw. seiner raschen und sicheren oder aber vorsichtig vorantastenden und ein Bild langsam aufbauenden Arbeitsweise an. Die Technik des Farbauftrags wird denn oft auch die Handschrift des Malers genannt. |
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![]() Bei mehrschichtiger Malweise sind die Bildteile besser aufeinander abstimmbar, weil sie nach und nach aus dem Malgrund entstehen und die gegenseitige Beeinflussung der Farben während des Malprozesses berücksichtigt werden kann. Jede hinzukommende Farbe verändert ihre Umgebung auf Grund von Wechselwirkungen und wird durch sie ebenso verändert. Man kennt solche "optischen Täuschungen" von roten Scheiben auf schwarzem Grund, die einem anders vorkommen als auf grüner oder weißer Fläche. |
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![]() An einer Stelle dringt das Licht z.B. durch drei transparente (transluzente) Schichten von verwandten Farben bis zur hellen Grundierung der Leinwand: das Tiefenlicht reflektiert und bewirkt ein Gefühl von Leichtigkeit und von durchschimmernder Tiefe. Gleich daneben mögen nur zwei, jedoch komplementäre Farben übereinander liegen, wobei das Licht durch die erste dringt und von der zweiten Schicht zurückgeworfen wird, ohne die Grundierung zu erreichen. An einer dritten Stelle, wo eine undurchlässige Farbe dick aufgetragen ist, mag der Lichtreflex sofort an der Oberfläche stattfinden, sodass sich wieder eine andere Farb- und Lichtqualität ergibt. Aufgrund der farblichen Wechselwirkungen ändern sich die Farben und das Licht des ganzen Bildes jedes Mal, wenn eine weitere Farbe hinzugefügt wird. |
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![]() Die Wölbung der Birne zum Betrachter wird durch starken Farbauftrag und durch Helligkeit erreicht. Der Hintergrund wird mit dünner dunkler Farbe gestaltet, der die Textur der Leinwand darunter heller erkennen lässt. Der Fruchtkörper ist nicht scharf vom Hintergrund abgegrenzt, die Farben gehen zu einander über. Der Teil der Birne im Schatten nimmt den Ton des Fonds bereits auf. |
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![]() Das auf dem Bild ankommende Licht wird vielleicht nur zu 10% an der obersten Farbe reflektiert, weitere 70% dringen durch die gemalte Haut bis zum Rot des Fruchtfleischs und vielleicht 20% des Lichts gehen durch die Orange hindurch bis auf die Grundierung. Nur schon diese drei Reflexionsebenen (tatsächlich können es auch doppelt so viele sein) suggerieren eine "wahre" Tiefe, die derjenigen entspricht, welche in der Frucht selbst liegt. |
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![]() Über Jahrzehnte dokumentiert er seine autodidaktischen Studien und veröffentlicht zum Lebensende hin die Summe seiner Erfahrungen im "Handbuch zur Technik der Malerei". Darin werden – neben vielen anderen Themen – erstmalig die Transparenz (Transluzenz) der Farbe als eine ihrer Eigenschaften definiert sowie die vergessene Technik der mehrschichtigen Öl-Harz-Malerei systematisch beschrieben und mit Beispielen belegt. |
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![]() In der Vergrößerung sieht man, wie dünn, zart und durchscheinend die Lasuren aufgetragen sind: es ist sogar der schräge Pinseldstrich der Grundierung zu erkennen. Die transluzente Haut der realen Beere ist umgesetzt als Hauch einer Farblasur über dem ebenso durchscheinenden Grund. Die eher unterschwellige Wahrnehmung seiner Schraffur suggeriert das erahnte helle Fruchtfleisch. |
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